Bei Plastik sparen geht es diesen Monat um die “Plastik in unserer Kleidung”. Es ist logisch: ich will keine Kunstfasern und doch kann man sie kaum noch vermeiden. Ersatzstoffe aus Zellulose, wie Viskose, Modal usw. sind für mich, durch die aufwändige Verarbeitung auch nicht besser. Schafwolle, vom Schäfer “nebenan” ist mein eigenes bevorzugtes Material, aber kann Kleidung in Deutschland eigentlich ökologisch vertretbar sein?
Gestern hatten Petra und ich eine lange Diskussion zu dem Thema und letztendlich gibt es immer irgendwo ein Problem. Denken wir nur einmal über das Material nach – die Färbung lassen wir erst einmal außen vor:
Baumwolle, das T-Shirt-Material schlechthin – für mich ist inzwischen nur noch Bio-Baumwolle eine Option, denn alles andere ist eben noch stärker belastet und gentechnisch verändert. Das braucht die Welt nicht. Die Tatsache, dass viel Wasser zum Anbau verwendet wird ist m.E. bei Bio relativ, denn das Wasser und auch der Kompost, geht in der Regel in den Erdkreislauf zurück. Als Problem sehe ich allerdings den Transport an.
Leinen könnte dagegen bei uns angebaut werden, doch Deutschland verwendet seine Anbaufläche erstens kaum ökologisch und zweitens meist zum Anbau für Biogasanlagen und ähnliches. Deutschland könnte sich nicht einmal mehr mit Lebensmitteln selbst versorgen. In anderen EU-Ländern besteht noch ein Anbau. Auch hier ist für mich auf Bio zu achten.
Brennnesseln wurden seit Jahrtausenden verwendet, bekamen während der Nazizeit einen braunen Anstrich und wurden deshalb von der Liste der interessanten Bekleidungsstoffe gestrichen. Inzwischen gibt es einen Anbau in Schwaben, der aber angeblich ohne “Pflanzenschutzmittel” nicht auskommt. Sehr schwierige Angelegenheit. Bzw.: da will ich noch tiefer ins Thema eintauchen.
Hanf wäre eine tolle Faserpflanze, wäre ihr Anbau nicht verboten und streng reguliert. Das gilt auch für nicht THC-haltige Sorten, was meines Erachtens totaler Blödsinn ist, aber Hanf würde vielen Industrien, die auf Holz zurückgreifen, den Garaus machen … das ist wohl eher der Grund, warum man nicht darf …
Angora, da muss man wirklich wissen, wo es herkommt. Eine Freundin hat die Wolle ihrer gekämmten Hasen für mich gesammelt und das finde ich toll. Es ist eine superweiche Faser, die durch die Kürze der Fasern etwas schwierig zu spinnen ist, aber “ich mag sie”.
Alpakas werden inzwischen auch in Deutschland gehalten und man kann Wolle bekommen. Ich finde Alpaka-Wolle sehr “schwer” im Vergleich zu Schaf. Viele lieben sie.
Und dann gibt es da noch Fasern, die zwar nicht für Kleidung geeignet sind, aber für Taschen und ähnliches verwendet werden kann. Wie gesagt, ich halte nichts von Zellulosefasern, auch wenn sie immer als sehr ökologisch dargestellt werden – man muss einen Rohstoff “Holz” erst einmal in seine Bestandteile zerlegen, um ihn flüssig zu bekommen und dann wieder zu formen. Das hat für mich keinen Sinn – da kann man Schüsseln, Teller, Besteck und vieles mehr daraus machen. Ich bin der Überzeugung, dass alles, was natürlich wächst, eine natürliche Bedeutung und Verwendung hat.
Oft werden recycelte Fasern aus ehemaligen Plastikflaschen als “ökologisch” dargestellt. Klar, sie sind weich, die Technik kann heute viel machen und auch ich habe noch Kleidungsstücke, wo solche Fasern mit verarbeitet sind. Ganz ehrlich: sie sind noch schlimmer als die Plastikflaschen selbst, denn sie geben ihre mikroskopisch kleinen Plastikteilchen, das sogenannte Mikroplastik, in das Waschwasser ab und letztendlich finden wir es in unseren Körpern wieder.
Fazit: egal wofür wir uns entscheiden, es ist nie ein hundertprozentig ökologisches Produkt, wenn wir Kleidung, die als Stangenware hergestellt ist, kaufen. Wir können nur das auswählen, was am geeignetsten für uns ist und bei dem wir das Gefühl haben, wir können es noch vertreten. Ansonsten heißt es: Rohmaterial besorgen und selber machen 🙂
Noch ein paar Worte zum Färben: hier unterscheidet man zwei Dinge: die Säurefärbung, die nicht gerade gut für unsere Umwelt ist und die natürliche Färbung, wobei Braun eine der einfachsten Farben ist, man kann aber durchaus auch wirklich lebendige Farben aus Pflanzenmaterial herstellen. Einst war da die Gegend um Erfurt sehr wichtig: Der Färberwaid für blaue Pflanzenfärbungen wurde dort angebaut. Doch das würde zum Thema “Faser” im Moment einfach zu weit führen. Ein anderes Mal!
(sw)
25.12.2023 – Nachtrag:
Leider wurde der Artikel auf Plastiksparen.de ohne mein Wissen einfach geändert und mein Unterschriftenkürzel dennoch verwendet. Schade, sehr schade.
Man findet das Original jedoch auf archive.org – dem Internetarchiv.