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Buch-Charkha

Die Buch-Charkha ist eine tragbare Version des traditionellen indischen Spinnrads, die eine zentrale Rolle im Kampf um Indiens Unabhängigkeit spielte. Sie wurde 1929 als Reaktion auf einen von Mahatma Gandhi initiierten Wettbewerb entwickelt, der eine kleinere und mobilere Alternative zur großen Charkha suchte. Ziel war es, das Spinnen für die indische Bevölkerung einfacher und zugänglicher zu machen.


Gandhi sah das Spinnrad als Symbol für Selbstversorgung und wirtschaftliche Unabhängigkeit. Besonders wichtig war dies im Rahmen des Swadeshi-Prinzips, das zum Boykott britischer Waren und zur Nutzung einheimischer Produkte aufrief. Die Buch-Charkha ermöglichte es den Menschen, überall und jederzeit zu spinnen, sogar in Gefängnissen. Gandhi selbst nutzte sie regelmäßig, auch während seiner Inhaftierungen, um die Bedeutung des handgesponnenen „Khadi“-Stoffes zu unterstreichen.


Diese kompakte Version des Spinnrads war für viele leichter zugänglich, da sie einfach zu transportieren und aufzubauen war. Sie passte sich Gandhis Idee an, dass jeder Inder durch das Spinnen täglich einen Beitrag zum Freiheitskampf leisten sollte. Die Buch-Charkha half, das Swadeshi-Prinzip in ländliche und entlegene Regionen zu tragen, und verstärkte Gandhis Vision von einem Indien, das auf Selbstversorgung und Unabhängigkeit setzt.

Quellen:
https://spinoffmagazine.com/first-steps-in-charkha-spinning/
https://mapacademy.io/article/charkha/
https://www.peepultree.world/livehistoryindia/story/living-culture/spinning-freedom-the-tale-of-gandhiji-charkha

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Mahatma Gandhi und das Spinnen

Mahatma Gandhi, eine der einflussreichsten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts, wird oft als Vater der indischen Nation bezeichnet. Seine Philosophie der Gewaltlosigkeit und sein Einsatz für die Unabhängigkeit Indiens haben Millionen inspiriert. Eine zentrale Rolle in Gandhis Freiheitskampf spielte ein einfaches Werkzeug, das für viele überraschend sein mag: das Spinnrad, auch bekannt als „Charkha“. Das Spinnen war für Gandhi nicht nur eine Methode zur Herstellung von Kleidung, sondern auch ein politisches Symbol.

Die Bedeutung des Spinnens in Gandhis Leben ist eng mit dem Konzept des „Swaraj“ verbunden, was auf Hindi „Selbstverwaltung“ oder „Unabhängigkeit“ bedeutet. Während der britischen Kolonialherrschaft war Indien stark von Importen aus Großbritannien abhängig, insbesondere von Textilien. Indien lieferte die Rohstoffe nach Großbritannien, wo sie in Fabriken verarbeitet und dann als fertige Produkte wieder nach Indien exportiert wurden. Die indische Textilindustrie hatte dadurch große Probleme und Millionen von Indern, die in der Textilherstellung beschäftigt waren, verloren ihre Arbeit.

Für Gandhi symbolisierte das Spinnrad die Fähigkeit, sich aus der wirtschaftlichen Abhängigkeit von der britischen Industrie zu befreien. Es war eine Möglichkeit, die indische Bevölkerung zu ermutigen, ihre eigene Kleidung herzustellen, anstatt teure britische Stoffe zu kaufen. Dadurch wurde die wirtschaftliche Selbstständigkeit gefördert. Das Spinnrad wurde ein zentraler Bestandteil von Gandhis Bewegung zur Wiederbelebung der indischen Handwerkskunst und der traditionellen Fähigkeiten des Landes.

Gandhi machte das Spinnen zu einem alltäglichen Akt des Widerstands gegen die britische Herrschaft. Man sagt, er selbst setzte sich täglich eine Stunde ans Spinnrad und diente als Vorbild. Er wünschte sich, dass jeder Inder täglich eine bestimmte Zeit mit dem Spinnen verbringt, um ein Zeichen gegen die britische Textilindustrie zu setzen und gleichzeitig Selbstgenügsamkeit zu fördern.

Auch nach der Unabhängigkeit Indiens (1947) behielt das Spinnrad seine symbolische Bedeutung. Heute noch steht es für Gandhis Vision eines unabhängigen, selbstständigen und gerechteren Indiens.

Bildquelle: Wikimedia Commons (Bild ist gemeinfrei)

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Die Lichtstube

Die Lichtstube, auch Spinnstube oder Spinnstubenabend genannt, war eine traditionelle Zusammenkunft, die vor allem in ländlichen Gebieten Deutschlands und anderer mitteleuropäischer Länder stattfand. Diese Zusammenkünfte hatten nicht nur praktische, sondern auch soziale und kulturelle Bedeutung. Nachfolgend werden Ursprung, Bedeutung und Funktionen der Lichtstube sowie ihr Einfluss auf die Gesellschaft, in der sie stattfand, beschrieben.

Die Lichtstube war ursprünglich ein abendlicher Treffpunkt, an dem sich Frauen – oft junge, unverheiratete Frauen – zum gemeinsamen Spinnen von Wolle und Flachs trafen. Der Name „Lichtstube“ leitet sich von der Notwendigkeit ab, in den dunklen Wintermonaten Kerzen oder Öllampen zu verwenden, um genügend Licht zum Arbeiten zu haben. Die Tradition der Lichtstube reicht bis ins Mittelalter zurück und war vor allem in der kalten Jahreszeit von Oktober bis März verbreitet, wenn die landwirtschaftlichen Tätigkeiten ruhen und es früh dunkel wird.

Sie erfüllte mehrere wichtige Funktionen innerhalb der Dorfgemeinschaft. Während der Lichtstubenabende konnten die Frauen Textilien herstellen, die für den eigenen Haushalt oder als Handelsware benötigt wurden. Die Gemeinschaftsarbeit erleichterte die mühsame und zeitaufwendige Arbeit des Spinnens. Die Lichtstube bot den Frauen die Möglichkeit, sich zu treffen, sich auszutauschen und Neuigkeiten zu erfahren. Dies stärkte das Gemeinschaftsgefühl und förderte den Zusammenhalt im Dorf.

In der Lichtstube wurden oft Geschichten erzählt, Lieder gesungen und Märchen weitergegeben. Dies diente nicht nur der Unterhaltung, sondern auch der Weitergabe von Wissen und Traditionen an die jüngere Generation. Da die Lichtstubenabende häufig auch von jungen Männern besucht wurden, entwickelten sie sich zu einem wichtigen Ort der sozialen Interaktion. Hier konnten die Jugendlichen Kontakte knüpfen und mögliche Partnerinnen und Partner kennenlernen.

Mit Beginn der Industrialisierung und der Verlagerung der Textilproduktion in Fabriken verlor die Lichtstube ihre wirtschaftliche Bedeutung. Auch die Einführung moderner Beleuchtungssysteme und die Veränderung der dörflichen Sozialstrukturen trugen zum Niedergang dieser Tradition bei. In vielen Regionen verschwand die Lichtstube im Laufe des 19. und frühen 20.

In einigen Regionen hat die Lichtstube im Rahmen der Heimat- und Brauchtumspflege eine Wiederbelebung erfahren. Sie dient heute eher der Traditions- und Heimatpflege. Man trifft sich zu geselligen Abenden, um alte Handwerkstechniken vorzuführen und das Gemeinschaftsgefühl zu stärken.

Die Lichtstube war in den vergangenen Jahrhunderten eine zentrale Institution des Landlebens. Sie verband produktive Arbeit mit sozialem Austausch und kultureller Tradition. Auch wenn ihre ursprüngliche Bedeutung heute weitgehend verloren gegangen ist, bleibt die Lichtstube ein faszinierendes Beispiel für die enge Verbindung von Arbeit und Gemeinschaft in der vorindustriellen Gesellschaft. Sie erinnert uns daran, wie wichtig gemeinsame Aktivitäten für den sozialen Zusammenhalt und die kulturelle Identität einer Gemeinschaft sind.

Image by Tim Mossholder from Pixabay

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Bauernregeln im Oktober

  1. Ist der Oktober warm und fein, kommt ein scharfer Winter rein.
  2. Bringt der Oktober viel Regen, ist’s für die Felder ein großer Segen.
  3. Wenn der Oktober viel Nebel bringt, der Winter bald mit Schnee aufspringt.
  4. Oktober rau, Januar flau.
  5. Wenn im Oktober die Vögel zieh’n, siehst du bald den Winter blüh’n.
  6. Oktoberhimmel klar und rein, wird der Winter streng und fein.
  7. Im Oktober Sturm und Wind, uns den frühen Winter kündt.
  8. Hat der Oktober einen kalten Wind, so ist der Winter auch nicht lind.
  9. Warmer Oktober, kalter Februar.
  10. Nebel im Oktober über den Morgen, bringt uns Kälte und auch Sorgen.
  11. Wenn der Oktober viel Regen bringt, der Winter mild durch die Lande zieht.
  12. Ist der Oktober kalt und klar, wird’s im Winter wunderbar.
  13. Im Oktober muss man vor dem Frost nicht sicher sein, er kann schon fallen, ob’s passt oder nicht.
  14. Wenn’s im Oktober friert und schneit, bringt der Januar milde Zeit.
  15. Bringt der Oktober Schnee und Eis, hat der Januar auch seinen Preis.
  16. Fällt das Laub im Oktober rasch, wird der Winter hart und wasch.
  17. Oktober warm – Februar kalt, das weiß jeder, jung und alt.
  18. Wenn’s im Oktober donnern tut, der nächste Winter wird nicht gut.
  19. Ist der Oktober zu warm, wird der Winter eher arm.
  20. Reif im Oktober bringt im Januar Nässe oder Kälte.
  21. Im Oktober auf dem Feld, besser dein Pflug, es lohnt das Geld.
  22. Warmer Oktober, wenig Schnee – kalter Oktober, viel Schnee.
  23. Gibt’s im Oktober viel Regen, wird der Winter auch nicht verlegen.
  24. Oktoberwind – das schreit, bald kommt der Winter mit Heiterkeit.
  25. Stürmt der Oktober wild und laut, der Winter auf sich warten lässt nicht lange.

Bild von Manfred Richter auf Pixabay